Insel-Ligerz-Schwimmen: Schwimmen im Bielersee
Die Angst vor der Tiefe des Sees überlisten
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Andrea Aeberhard berichtet von ihrem Erlebnis am Insel-Ligerz-Schwimmen

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Bern, den 13. August 2006
Die Angst vor der Tiefe des Sees überlisten
Grosse Höhen und Tiefen wirken auf mich einerseits sehr bedrohend, üben aber gleichzeitig eine grosse Faszination auf mich aus. Deshalb bedeutet für mich Schwimmen im See eine grosse Herausforderung.
Aus zu grossem Respekt vor der Tiefe des Sees habe ich bisher nie an einem See-Schwimmen mitgemacht. Bei meiner ersten Erfahrung im See an einem Mini-Triathlon (400 m in Ufernähe) war ich mitten im Feld gestartet. Auf den ersten hundert Metern war mir zweimal die Schwimmbrille vom Kopf geschlagen worden, und ich hatte mich über die ganze Strecke sehr unwohl gefühlt. Diese Erfahrung hat meine Motivation fürs Seeschwimmen nicht gesteigert.
Die Murtenseeüberquerung scheint mir zu bedrohlich, zu lange würde ich mich auf mich allein gestellt fühlen. Für das Insel-Ligerz-Schimmen konnten mich Sandra und Jürg aber überreden :) Die Distanz vom Start in Ligerz zum Wendepunkt am gegenüberliegenden Ufer beträgt nur ca. 1 km und wirkt nicht so weit.
So stand ich letzten Sonntag am Start meines ersten richtigen See-Schwimmens.
Fünf Minuten standen wir im 19°-igen Wasser und warteten auf den Startschuss. Ohne Neopren wäre es mir zu kalt gewesen. Plötzlich befiel mich wieder die Angst, in den See zu schwimmen. Warum hatte ich mich für etwas angemeldet, vor dem ich mich eigentlich fürchtete?
Dann versuchte ich mich zu überzeugen, dass ich mich während des Wettkampfs auf das Schwimmen und nicht auf die Angst konzentrieren wolle. Und schon fiel der Startschuss.
Nach der Erfahrung im Pulk des Mini-Tris startete ich am Rand des Feldes, um etwas mehr Bewegungsfreiheit zu haben. So war ich nicht mitten im Getümmel und fühlte mich bedeutend wohler.
Während des ganzen Wettkampfs spürte ich das irrationale beklemmende Gefühl der Tiefe unter mir. Zum Glück konnte ich mich immer wieder ablenken, das motivierte mich weiterzuschwimmen. Ich checkte wo die Rettungsboote waren und freute mich immer, wenn neben mir MitschwimmerInnen auftauchten.
Am besten fühlte ich mich, als ich über eine längere Zeit Körper an Körper mit einer Mitstreiterin schwamm. Das gab mir Sicherheit und zudem das Gefühl schnell zu sein, da sie so schnell wirkte.
Eine Herausforderung war auch das Spotten der Bojen, von denen es glücklicherweise vier gab (auf 1 km verteilt). Die Distanz zwischen den Bojen wurde zur Insel hin immer länger.
Nach dem Rat von Jürg versuchte ich, um nicht bremsen zu müssen, beim Spotten im Wasserballcrawl weiterzuschwimmen (Crawl mit Kopf über Wasser), was sich als eher wacklige und recht anstrengende, aber schnelle Technik erwies.
Da meine Schwimmbrille trüb war, konnte ich die Bojen zeitweise kaum erkennen und schwamm wohl eher ungenau. Nach dem Wendepunkt schwamm ich sogar ins entgegenkommende Feld hinein und musste, um einen Zusammenprall zu verhindern, einen Bogen schlagen. Von da hielt ich mich viel zu weit rechts.
Obwohl ich beim Zurückschwimmen keinen MitschwimmerInnen begegnete, konnte ich meine Angst viel besser beruhigen, da das Ziel immer näher kam und ich die Tiefe immer geringer wähnte.
Auf der Rückstrecke war ich langsamer, da es mir viel mehr Mühe bereitete, die Bojen anzuschwimmen. Ich hatte ständig das Gefühl, ich würde abdriften.
Dank Philipp, der vor dem Start irgend etwas von einem Endspurt geredet hatte, kam ich auf die Idee, von der zweitletzten Boje an noch etwas schneller zu schwimmen.
Glücklich sah ich dann bald die entgegengestreckte Hand des Helfers am Ziel, der einem so quasi aus dem Wasser zog. Ich hatte Freude an meiner Leistung und war vor allem stolz, dass ich meine Angst vor der Tiefe des Sees überlisten konnte.
Ganz herzlichen Dank an Sandra und Jürg für die tolle Organisation und Betreuung am gestrigen Bielersee-Schwimmen. Es war ein
g
rosses Erlebnis für mich!
Und ich hätte nie gedacht, dass ich unter 40 Minuten schwimmen würde.
Andrea Aeberhard
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