Philipp Fürholz berichtet von seiner Erfahrung
auf der
Kurzstrecke von 1.1 km
 
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Bern, den 24. August 2006
Schwimmen im Bielersee von der
St. Petersinsel nach Ligerz
Als ich am Samstag morgen durch das Klingeln des Weckers schon tendenziell schlecht gelaunt aus dem Fenster blickte, drehte ich mich nochmals um und spielte mit dem Gedanken, die Anmeldung an die Seeüberquerung geflissentlich zu vergessen und den Tag dem Wetter entsprechend zu gestalten.
Nach einigen Minuten überwog jedoch der sportliche Ehrgeiz, ich zwang mich aus dem Bett an den Frühstückstisch, um mich für den Tag zu stärken.
Eine Stunde später war das Wetter schon besser, und ich entschloss mich definitiv für die Seeüberquerung.
Bei der Unisportanlage angekommen, versammelte sich nach und nach ein kleines aber erlesenes Grüppchen Schwimmer und Schwimmerinnen, welche wie ich die Überquerung des Bielersees in Angriff nehmen wollten. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Gangschaltung konnten wir p ünktlich mit dem Unisportbus Richtung Ligerz starten. Dort angekommen, mussten wir uns zuerst nach dem Startgelände umsehen. Wenig später parkten wir den Bus oberhalb des Dorfes in den Rebbergen und machten uns auf den Weg zum Startplatz.
Von dort erblickten wir auch die Schwimmstrecke, welche sehr harmlos und sympathisch wirkte.
Ein Organisator erklärte uns bereitwillig, warum einige Bojen etwas schief standen. Dies habe mit Wind und Wellen und einer entsprechenden Abdrift der Bojen zu tun und werde vor dem Start noch korrigiert. Nachdem alle Zweifel bereinigt waren, brachten wir die Anmeldeformalitäten hinter uns. Die restliche Zeit bis zum ersten Start verbrachten wir mit einer letzten Stärkung. Da ich als einziger die kurze Distanz in Angriff nahm, hatte ich im Gegensatz zum Rest der Gruppe noch viel Zeit bis zum Start.
Obwohl ich selber noch nicht an der Reihe war, empfand ich beim Start der ersten Gruppe fast die gleiche Aufregung, wie wenn ich selber starten würde.
Ungefähr eine Viertelstunde später zog ich mich langsam um und verstaute mein Gepäck im dafür vorgesehenen Zelt. Kurz darauf machte ich mich auf den Weg zum Schiffssteg, welcher sich einige hundert Meter vom Zielgelände entfernt befand.
Schon auf dem Weg begleitete mich ein schwacher Nieselregen, welcher sich während des Wartens auf das Kursschiff langsam verstärkte.
Wenig später legte das Schiff an. Unter den verwunderten Blicken einiger älterer Passagiere gingen wir an Bord. Während wir im Innern des Schiffes waren, regnete es plötzlich Bindfäden. Glücklicherweise flachten die Schauer bei Ankunft wieder ab, so dass wir uns einigermassen trockenen Fusses auf den Weg zum Startgelände machen konnten.
Trotz Abwesenheit von Wegweisern oder Organisatoren erreichten wir den Startplatz nach einer Viertelstunde Fussmarsch. Dort angekommen, verstauten wir die mitgenommenen Kleidungsstücke in Plastiksäcke und 'checkten' zum Start ein.
Einige Minuten vor dem Start gewöhnte ich mich ans Wasser welches mir aufgrund der tiefen Luftemperatur gar nicht so kalt vorkam.
Wie immer vor einem Start stieg der Adrenalinpegel gewaltig. Der darauf folgende Startschuss hatte für mich fast etwas Erlösendes.
Beim Schwimmen selber konzentrierte ich mich anfangs auf die Atemtechnik und die schwimmtechnische Ideallinie. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke machte sich doch eine gewisse Kälte bemerkbar, da ich beschlossen hatte die 1.1 km ohne Neoprenanzug zu schwimmen. Ich versuchte mein Tempo immer wieder zu steigern und auf Betriebstemperatur zu bleiben. Glücklicherweise kam die Ortschaft Ligerz immer näher. Schon bald darauf erblickte ich die Zielschneise.
Während ich die letzten hundert Meter bewältigte, ging ein zweiter Platzregen nieder. Dies bemerkte ich vor allem daran, dass die Wasseroberfläche fliessend in die Luft überzugehen schien.
Zudem waren die Regentropfen etwas kälter als das Wasser. Wenig später erreichte ich ziemlich durchkühlt das Ziel, wo ich mich mit warmer Bouillon wieder stärken konnte.
Nachdem ich mich wieder umgezogen hatte, zog ich kurz Bilanz über das ganze Abenteuer und fand, dass es sich trotz Wassertemperatur und Wetter gelohnt hat, am Ligerz-Schwimmen teilzunehmen.
Die Organisation war abgesehen von der fehlenden Führung auf der St. Petersinsel exzellent. Die kurze Strecke (1. 1 km) kann ich jedem wärmstens empfehlen, da man sie als Anfänger sicher übersteht. Als fortgeschrittener Schwimmer ist man ebenso gefordert da man im Gegensatz zu längeren Strecken das Tempo am oberen Limit halten muss und nicht in einen Langstrecken- Steady-State verfallen darf. Dies ist mir nur teilweise gelungen.
Philipp Fürholz
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