Zivildienst Höhlen- und Karstforschung im Jura
Erlebnisbericht von Philipp Fürholz |
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Ein Schwimmer als Höhlen- und Karstforscher im Jura
Bericht eines Unisport-Schwimmers
Philipp Fürholz berichtet über seinen Einsatz im Zivildienst in welcher er Höhlenexpeditionen im Jura erleben durfte.
Philipp Fürholz ist Schwimmer im Unisport Bern und hat an der Murtenseeüberquerung von Praz nach Murten am 31. August 2005 mitgemacht.
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Frühjahr 2006
Im Januar 2006 nahm das Abenteuer seinen Anfang . . . meine Zivildiensttage in la Chaux-de-Fonds
Liebe Schwimmfreunde
Seit Mitte Januar habe ich durchgehend mit Abwesenheit im Training geglänzt. Das liegt nicht etwa daran, dass mir das Schwimmen verleidet wäre. Vielmehr nutzte ich die Zeit nach dem Studienabschluss dazu, meine Zivildiensttage hinter mich zu bringen. Da ich sowohl die Region als auch die Sprache wechseln wollte, entschied ich mich für den Jura, genauer für la Chaux-de-Fonds.
Dort arbeitete ich am Schweizerischen Institut für Höhlen- und Karstforschung.
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Neben Büroarbeit hatte ich auch einige Male die Gelegenheit, Höhlenexpeditionen zu begleiten.
Höhlen sind wohl allen ein Begriff, Karst wahrscheinlich weniger. Karst ist im Wesentlichen von saurem Regen aufgelöster, d.h. ausgehöhlter Kalkstein, wie er z.B. im Jura vorkommt.
>>> Philipp Fürholz beim Abseilmanöver: Wenn man den Dreck vielleicht etwas weg retouchieren könnte ... |
Die erste Expedition führte zu einem unterirdischen Fluss in der Nähe von Bure . . .
... wo wir Messungen durchführten, um die Verschmutzung dieses Flusses zu bestimmen. Nachdem wir am Vorabend das Material vorbereitet, getestet und ins Auto geladen hatten, gings am nächsten Tag früh morgens los. Nach zweistündiger Autofahrt erreichten wir den Zugang zur Höhle, genauer einen Parkplatz in der Nähe davon. Nach kurzem Fussmarsch erreichten wir eine unscheinbare Hütte mit einem noch unscheinbareren Dolendeckel daneben. Bei der Hütte bereiteten wir uns vor, indem wir eine Art Latzhose - wie sie auch Fischer tragen - , den typischen Höhlenforscher-"Kombi" anzogen. Bei den Vorbereitungen fragte ich mich dann langsam, wo denn eigentlich der Höhleneingang sei. Auf diese Frage hin öffnete der Expeditionsleiter den Dolendeckel und ich blickte erst Mal ins Dunkle abgesehen von einer Leiter. Meine Beklemmung bemerkend, frage mich der Leiter beiläufig, ob ich im Leiterklettern geübt sei. Es gehe nämlich zuerst 30 Meter ungesichert in die Tiefe. Wieder gefasst, bejahte ich die Frage natürlich. Kurz darauf war ich schon auf dem Weg in die Höhle. Wohlbehalten unten angekommen, hörte ich schon bald das Rauschen des unterirdischen Flusses.

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Nach einem kurzen Stück in einem künstlich gegrabenen Teil erreichten wir dann den Fluss und damit den natürlichen Teil der Höhle.
Vor mir tat sich eine Umgebung auf, wie ich sie noch nie gesehen habe.
Vom Tosen des Wassers begleitet, bestaunte ich die unzähligen Stalaktiten, Stalagmiten und skurillen Gesteinsformationen.
Kurz darauf machten wir uns auf den Weg durch die Höhle, wo verschiedene Messapparate aufgestellt waren. Diese (nur) 5 km legten wir zum Teil gehend, kletternd und robbend zurück. Die Routinearbeiten in der Höhle waren relativ einfach. An einigen Stellen mussten wir die Akkus von fest installierten Geräten auswechseln, Messungen des Säuregehalts des Wassers machen und Geräte säubern.
In einer kurzen Pause versuchte ich die Schönheit dieser Höhle fotografisch festzuhalten, was mit meiner Ausrüstung schlicht unmöglich war.
Aufgrund des Feuchtegrades von hundert Prozent fotografierte ich im wesentlichen Dampfwolken meines Atems. Ein erfahrener Höhlenfotograf erzählte mir dann später, dass man für Höhlenfotos zusätzliche Blitzgeräte, besonders lichtempfindliches Fotomaterial und zudem eine Menge Geduld benötige. Nach einem beschwerlichen Rückweg Flussaufwärts erreichten wir wieder das Tageslicht, wo ich glücklich, müde und voller Eindrücke und Erinnerungen mein Material zusammenpackte.
Das mit dem Fotografieren habe ich später bei einem anderen Ausflug noch einmal versucht.
In einer Eishöhle bei Monlési konnte ich relativ gute Bilder schiessen, aber überzeugt euch selbst.
>>> Eis-Stalaktiten und Eis-Stalagmiten in Monlési
>>> Wände aus Eis mit gut sichtbaren 'Jahrringen'
>>> Sauberes Eis

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Die Salzminen von Bex
Der
für Besucher unzugängliche Teil aus dem 17. bis 18. Jahrhundert
Hier habe wir eine für Höhlenforscher typische Tätigkeit ausgeübt. Wir vermassen die Gänge, um daraus dreidimensionale Karten des Minenlabyrinths zu erstellen.
>>> Holzverschläge in Bex
>>> Tyipscher Eindruck in der Salzmine
>>> So stellt man sich doch einen Minengang vor
 
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Höhle von Buges
Im Rahmen eines geophysikalischen Experiments hatte ich die Gelegenheit, mich im Abseilen zu üben

>>> Beim Vorbereiten des Abstiegs in die Höhle von Buges
>>> Blick in die Tiefe
>>> Auf dem Weg nach unten
 
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Fazit
Der Zivildienst bietet für jeden Geschmack etwas. Ich kann ihn bedingungslos weiterempfehlen.
Alles in allem war der Zivildienst enorm lehrreich und spannend. Ich konnte mich dort sowohl sprachlich als auch fachlich weiterbilden und genoss die warmherzige Atmosphäre in la Chaux-de-Fonds und insbesondere an meinem Arbeitsort, dem Institut für Höhlen- und Karstforschung.
Philipp Fürholz |
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