Dass ich keine Bojen erkennen kann beunruhigt mich. Es kann offenbar niemand Bojen sehen. Und es wird noch gleich nachgedoppelt, es werden überhaupt keine Bojen aufgestellt, heisst es!
Team-Schwimmerin Sandra Zarro übernimmt die
3.1 km lange Schwimmstrecke von Thun nach Oberhofen
Logistikbasis der Armee LBA
Team Nr. 656 am Inferno Team Trophy 2008 mit
Team Captain Cornelia Hug
Schwimmen: Sandra Zarro Baumeister
Road Biking: Michael Bähler
Mountain Biking: Cornelia Hug
Laufen: Thomas Gerber
Start im Strandbad Thun: Start der Schwimmerin
Ankunft der Schwimmerin in Oberhofen, Übergage des Chip an den Road Biker
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Wechselzone Grindelwald: Ankunft des Road Bikers und Übergabe des Chip an die Mountain Bikerin
Wechselzone Stechelberg: Ankunft der Mountain Bikerin und Übergabe des Chip an den Bergläufer
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In letzter Minute habe ich die Strategie angepasst und habe es aufgegeben, nach Bojen zu suchen. Ein ungutes Gefühl bleibt trotzdem.
Samstag, 23. August 2008 um 5.20 Uhr in Thun am Strandbad.
Ankunft in Thun beim Strandbad um 5:20 Uhr. Es ist noch fast niemand da. Noch einen Schluck warmen Kräutertee. Das hat sich bei Starts am frühen Morgen bewährt. Ich besorge mir den Chip für den Start und schon bin ich im 50m Schwimmbecken und schwimme mich ein. Super tolles Gefühl. Warmes Wasser, Flutlicht und eine Bahn für mich allein. Ich gleite gut, fühle den Wasserwiderstand, der Beinschlag ist regelmässig und die Atmung rhythmisch. Ich bin zufrieden. Nach 600 m steige ich aus. Da habe ich eine Fehlüberlegung gemacht. Ich habe keine zweiten paar Turnschuhe mitgenommen. Ich stehe also barfuss da in der Dämmerung.
Die Teammitglieder treffen ein. Teamfoto und letzte Ratschläge. Der Roadbiker prägt sich mein Bild ein. So mit Badekappe und Neoprenanzug sieht man anders aus als gewohnt. Er fährt mit dem Velo los für seinen Einsatz in Oberhofen. Er kann sich so einfahren.
Ich selber stehe nun im Wasser und warte auf den Startschuss.
Dass ich keine Bojen erkennen kann beunruhigt mich. Es kann offenbar niemand Bojen sehen. Und es wird noch gleich nachgedoppelt, es werden überhaupt keine Bojen aufgestellt, heisst es. Die Kälte steigt langsam von den Füssen hoch in den ganzen Körper. Zum Glück bin ich nicht zu früh ins Wasser gestiegen und habe mich vorher gut eingeschwommen. Das Gesicht netze ich. Kein Problem. Die Brille sitzt. Plötzlich zwei Schüsse hintereinander, ohne Vorwarnung. Ich starte. Neben mir lauter laufende Beine. Das irritiert mich. Warum schwimmen die nicht? Sie sind gleich schnell wie ich. Plötzlich schwimmen alle. Jetzt geht es also richtig los.
Es zieht mich immer leicht nach links und ich korrigiere. Ich will auf keinen Fall zu früh in Richtung Ufer steuern. Die patrouillierenden Kajakfahrer rechts von mir leiten mich. Sie sind orange angezogen. Das gefällt mir. Ich sehe sie gut.
In letzter Minute habe ich die Strategie angepasst und habe es aufgegeben, nach Bojen zu suchen. Ein ungutes Gefühl bleibt trotzdem. Ich weiss bis zum Schluss nicht wie gut meine Schwimmlinie wirklich ist. Es ist wie blind zu schwimmen. Die gelben Badekappen sind überall. Ich versuche ihnen zu entkommen. Die roten Badekappen sehe ich kaum. Das sind die Team-Schwimmer.
Meine Atmung ist regelmässig, mein Zug kräftig, die Füsse sind kalt. Der Niesen ist plötzlich klar imposant da und zum Anfassen nahe. Er hat einen weissen Kragen. Hat der Niesen einen Kragen, kann man's wagen . . . Ich schwimme weiter. Es wird immer heller. Das Ufer macht keine Aussagen mehr, wohin ich wirklich schwimmen soll. Einzig ein langgezogener Betonkasten, den hatte ich schon im vorletzten Jahr gesichtet, kann ich ausmachen. Das heisst, dass ich etwa in der Mitte der Strecke angelangt sein müsste.
Und plötzlich erblicke ich doch eine Boje. Ich war erleichtert und erschreckt zugleich. Habe ich etwa die möglichen anderen Bojen vorher verpasst? Ich muss ganz komisch im See herumgeschwommen sein. Doch da kommen mir wieder die patrouillierenen Kajakfahrer in den Sinn und das beruhigt mich. Ich kann doch nicht so falsch geschwommen sein. Ist der Chip noch da? Die Füsse sind so kalt, dass ich nichts mehr spüre. Ich fühle mich ein bisschen verloren. Als ich es merke, zwinge ich mich wieder die Kadenz zu erhöhen und die Beine kräftig zu bewegen. Ich bin wieder voll aktiv. Und noch eine zweite Boje. Das könnte eine Vorinformation für das nahende Ziel sein. Ich schwimme gefühlsmässig weiter in die Richtung wo ich das Ziel vermute. Die Einfahrt zum Ziel ist nicht klar erkennbar.
Und plötzlich überschwimme ich eine Leine. Also bin ich tatsächlich ein wenig zu hoch im Kurs ans Ufer gelangt. Knappe 55 Minuten meine Schwimmzeit. Ist noch akzeptabel, aber keine besondere Zeit. An beiden Oberschenkeln spüre ich beim Aussteigen leichte Krampfansätze am Biceps. Ausserdem fühle ich mich ausser Atem und kämpfe ein wenig mit dem Gleichgewicht. Offenbar habe ich mich voll ausgegeben. Ich beginne zu rennen und bin erstaunt, dass mir das Laufen auf dem letzten Teilstück trotz der dumpfen Füsse keine Mühe bereitet. Das Lauftraining der letzten Monate beginnt sich schon auszuzahlen, stelle ich fest.
Die Schwimmer mit den gelben Badekappen beginnen trabend ihren Neoprenanzug auszuziehen und stehen den Team-Schwimmern im Weg. Ich selber möchte so schnell wie möglich meinen Chip weitergeben und muss überholen.
Mein Teamkollege nimmt mir den Chip vom Fuss. Mach's guet und tschüss. Weg ist er. Er ist auf Aufholjagd und erreicht Rang 24. Unser Team LBA Nr 656, zwei Frauen und zwei Männer, gelangt ins Ziel auf Rang 33, trotz Regen auf den letzten Kilometern!
Wir sind ein bisschen stolz auf unsere Leistung, auch wenn wir es noch besser machen wollten.